Die Suite in D-Dur, op. 169, schrieb Bruno Henze im Jahre 1974 für seine fortgeschrittenen Schüler. Der Eingangssatz lebt von wunderbaren melodischen Einfällen; das um eine Quarte versetzte Seitenthema kommt uns mystisch entgegen. Auch bei dem schnellen Tanz gibt es wieder ein Seitenthema, das diesmal eine Oktave tiefer ansetzt, um dann wieder auf demselben hohen Ton zu landen wie das Hauptthema. In das Sostenuto in d-Moll muss man die ganze Spannkraft hineinlegen, um die melancholische Grundstimmung zum Klingen zu bringen. Als Kontrast dazu hüpft das Scherzo vor Freude auf und ab - mit Punktierungen und Sechzehntelläufen, unterbrochen nur von einem schlichten Meno.
Das von Henze propagierte inegale Spiel, im Notentext manchmal angedeutet durch Zäsur oder Ritartando und Accelerando, ist im Duo gut zu realisieren:
Henze sagte immer, dass er das, was er ausdrücken will, gar nicht alles aufschreiben kann - soviel Zeichen gibt es gar nicht! Vielmehr müssen das die Interpreten nachfühlen. Es darf niemals mechanisch gespielt werden, sondern mit viel Temperament
und dem der Romantik nachempfundenen Ausdruck.
Dieses Konzertstück wird als leicht bis mittelschwer eingestuft. Es kann also von wenig fortgeschrittenen Gitarrenduos bewältigt werden; sicheres Lagenspiel bis zur 9. Lage ist gefordert. Wegen des abwechslungsreichen Themenmaterials und den interessanten Rhythmen ist die Suite auch für „Jugend musiziert“ zu empfehlen.
Rainer Stelle