Die Gotland-Suite, op. 163, schrieb Bruno Henze im Jahre 1973 für seine fortgeschrittenen Schüler, nachdem er die schwedische Insel auf einem Urlaub kennenlernte und danach noch mehrmals hinfuhr.
Er war fasziniert von den gotländischen Liedern, die er dort hörte, und verarbeitete sie zu einer Suite voller eingängiger Melodien. Das Präludium „Mein Gotland“ in G-Dur ist markant durch die Betonungen auf 3 im 4/4-Takt. Die Bauernweise ist mit ihren vielen Punktierungen sehr humorvoll. Das getragene Abendlied mit seinen aufeinanderfolgenden Modulationen bildet den Kontrast zum abschließenden spritzigen Allegretto („Sommernacht“). Das von Henze propagierte inegale Spiel, im Notentext
manchmal angedeutet durch Zäsur oder Ritartando und Accelerando, ist im Duo gut zu realisieren:
Henze sagte immer, dass er das, was er ausdrücken will, gar nicht alles aufschreiben kann - soviel Zeichen gibt es gar nicht! Vielmehr müssen das die Interpreten nachfühlen. Es darf niemals mechanisch gespielt werden, sondern mit viel Temperament und dem der Romantik nachempfundenen Ausdruck.
Dieses Konzertstück wird als leicht bis mittelschwer eingestuft. Es kann also von wenig fortgeschrittenen Gitarrenduos bewältigt werden, da es selten über die 5. Lage hinausgeht. Wegen ihres volksliedhaften Charakters ist die Suite auch für „Jugend musiziert“ zu empfehlen.
Rainer Stelle